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  • Diese Präsentation von Professor Will Steffen (Wikipedia) ist vom 27. Juni 2018. Der Vortrag dauert knapp eine Stunde und gibt eine wirklich knappe Zusammenfassung der Klimakatastrophe (aus australischer Sicht). Er schafft es besonders gut, klarzumachen, dass wir nur ein „System“ Erde haben. Machen wir das kaputt, ist es kaputt. Er zeigt deutlich die Unterschiede der 1,2°, 2° bzw. 4°-Szenarien auf. Sommer 2018 noch mit dem Hinweis, dass die Zeit knapp ist und 2020 der Höhepunkt des CO2-Ausstoßes erreicht sein muß (wer die Nachrichtenlage verfolgt weiß, wie es darum steht). Das 1,5°-Ziel sieht er (und er bezieht da seine KollegInnen mit ein) nicht mehr erreichbar. 2° wäre möglich, wenn jetzt gehandelt würde. In einer „4°-Welt“ bleiben noch bewohnbare Lebensräume für geschätzt 1 Milliarde Menschen (aktuelle Weltbevölkerung 7,5 Mrd.).

    Dieser Vortrag ist wirklich gut erzählt und eventuell sogar für nicht englischsprachige Menschen in wesentlichen Punkten zu verstehen. Der Vortrag ist über ein Jahr alt und alle Messungen und weiteren Forschungsergebnisse seit dem haben die Prognosen übertroffen, teilweise in Dimensionen (Eisschmelze Grönland, Permafrost Arktis).

    Leider gibt es keine adäquate Berichterstattung.

    Update 21.02.2020: Dank Crowdfunding gibt es jetzt eine professionelle deutschsprachige Übersetzung und Vertonung des Vortrages.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Mittwoch, 21.08.2019 in Klima · 1 Kommentar

  • Es ist nicht der Klimawandel.

    „Der Klimawandel zerstört unsere Wälder.“, „Der Klimawandel lässt die Gletscher schmelzen.“

    Das ist eine verkürzte Sichtweise. Und es ist eine Sichtweise, die suggeriert, dass man/wir gegen diesen anonymen „Klimawandel“ nichts tun können.

    Doch die Klimakatastrophe ist eine Folge. Sie ist eine Folge von menschengeschaffenen Bedingungen und menschenverursachten Schäden. Der Wald stirbt wegen ungeeigneter Forstwirtschaft, wegen fehlender Diversität. Der Wald stirbt, weil Menschen ihn schwächen. Und wenn etwas durch Menschen verursacht ist, dann kann diese Ursache auch durch Menschen wieder beseitigt werden.

    Die Gletscher schmelzen wegen des Treibhauseffekts. Der Treibhauseffekt ist eine Folge massiven CO2-Ausstoßes. Der massive CO2-Ausstoß ist eine Folge unserer kapitalistisch geprägten Lebensweise, der Industrie, des Konsums, des Verkehrs. Und wenn der CO2-Ausstoß durch Menschen verursacht wird, dann kann diese Ursache auch durch Menschen wieder beseitigt werden.

    Wir sind der Klimakatastrophe nicht per se ausgeliefert. Nicht, bis die Kipppunkte überschritten sind. Nicht, bis autonome Verstärkungskreisläufe die Regie übernehmen.

    So lange noch haben wir die Möglichkeit, den menschlichen Faktor der Ursachen zu mindern. Wie lange dieses „so lange noch“ dauert, ist sehr vage. Es wäre also nur logisch, eher früher als später mit effektiven Maßnahmen zu beginnen. Wenn wir den Kipppunkt bemerken, dann hat er schon stattgefunden.

    Die Zeit zu handeln ist jetzt.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Mittwoch, 24.07.2019 in Klima · 1 Kommentar

  • „Verdammt, die Welt geht wirklich unter“

    Die Erkenntnis sickert langsam durch. Diesmal hat es Raphael Thelen erwischt, der seine Gewahrwerdung auf T-Online publiziert hat.

    Der Essay erschien am 21.07.2019 und wird in meiner Twitter-Timeline hoch- und runter verlinkt. Die Quelle T-Online mach Hoffnung, dass die Reichweite auch andere Blasen erreicht.

    In unserer durch Medien geprägten Welt habe wir „alles“ schon gesehen. Scheinbar jede Art des Weltuntergangs wurde bereits von Emmerich und Co. verfilmt. Wir haben alle Dystopien schon in Büchern durchgespielt.

    Was im Moment passiert kommt mir so vor, wie der Moment, wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger haut. Wie, wenn man sich beim Kochen schneidet. Wie, wenn man doch an den zu hei0en Topf gefasst hat. „Es tut ja doch weh!“ „Es blutet ja echt!“ „Das ist ja wirklich heiß!“ Wir machen wieder Realitätserfahrungen und - siehe Thelen - stellen fest, dass die echten Dystopien ganz trocken als wissenschaftliche Aufsätze ohne CGI daherkommen. Diese Verbindung zwischen der „Theorie“ auf der einen Seite und den Bildern auf der anderen haben wir noch nicht hergestellt. Die Katastrophe hat für uns die Gesichter von Bruce Willis, Brad Pit oder Jake Gyllenhaal. Den Filmdreck, das Filmblut und die Special Effects projizieren wir auf die Bilder von Waldbränden oder ertrunkenen Geflüchteten - nicht wirklich.
    Die Katastrophe ist schön. So ein Gletschersee oder Schlittenhunde, die über Wasser laufen sind vor allem eines: fotogen. Wir bringen das nicht mit uns zusammen. Wir müssen diese Bilder zu unserer Realität machen. „Ja, das brennt wirklich!“ „Ja, das schmilzt wirklich!“ „Ja, diese Hitzewellen sind nicht lebenswert!“ „Ja, die Dürre macht unsere Landwirtschaft, unsere Wälder kaputt!“

    Meine Eltern sind kurz nach dem zweiten Weltkrieg geboren. Die Umstände waren zu Beginn scheiße aber für den Rest des Lebens wurde alles immer besser. Meine Generation hat es bis jetzt „schön“ aber unsere Prognose ist Scheiße. Ich würde das nicht als die bessere Wahl bezeichnen - vor allem mit Blick auf unsere Kinder. Ich kann diesen „Wohlstand“ nicht mehr genießen. Er ist Fake. Ein Kartenhaus, durch das nur noch nicht der richtige Windstoß fuhr.

    Das Mantra „Wir können jetzt noch etwas tun“ macht sich fest an des Prognoselinien zur Erreichung des 1,5°-Ziels die sich stetig dem Lot nähern (Grafik: IPCC carbon emission pathway to limit warming to 1.5 degrees). Die Beschreibungen der notwendigen Anstrengungen für einen gesellschaftlichen Umbau erreichen momentan ebenfalls filmische Dimensionen um den Bogen zum Anfang wieder zu schließen. Ein Marschallplan für das Klima, Anstrengungen wie vor der Mondlandung usw. werden als notwendig aufgerufen.

    Cut. Das Messer ist durch den Finger gegangen. Wir haben den Schnitt schon gesehen und die ersten Blutstropfen. Der Schock unterdrückt noch den Schmerz. Gleich wird es schlimm aber wir sind noch nicht auf dem Weg, das Pflaster zu holen.
    Die Klimakrise geht nicht weg. Sie ist kein Film, den wir abschalten können, kein Buch, was irgendwann ausgelesen ist (oder weggelegt werden kann, wenn es zu unangenehm wird). Das ist die Perspektive eines privilegierten Mittvierzigers - Weltschmerz aber auf solider Grundlage.

    Für einen Achtzehnjährigen sieht die Perspektive wohl anders aus. Greta Thunberg hat in ihrer wieder sehr präzisen Rede in Berlin am 19.7. um Hilfe gebeten. „We cannot do this alone. We beg you for help.“. Unsere Kinder brauchen uns. Diesmal nicht für Hausaufgaben, Liebeskummer oder einen Umzug.

    Wir werden gebeten – an jedem Freitag – den in der Politik Verantwortlichen zu zeigen, dass Sie handeln müssen aber speziell und nochmal mit Nachdruck in der Aktionswoche vom 20. bis 27. September zu weltweiten Klimademonstrationen. Lassen wir sie nicht allein. Nebenbei ist das die größte Selbsthilfegruppe zum Ertragen all der frustrierenden Nachrichten.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Dienstag, 23.07.2019 in Klima

  • Meldungen

    Wieder ein Freitag mit aktuellen Meldungen zum wichtigsten derzeitigen Thema …

    Regionale Meldungen

    diesmal zuerst:

    Deutschsprachige Meldungen

    • „Die Welt wird viel schneller heiß“ auf spektrum.de vom 28.02.2019
      Der Klimawandel wird massiv unterschätzt, insbesondere auf kurze Sicht, argumentieren drei Klimaforscher. Deswegen müssen Prioritäten in der Klimapolitik neu gesetzt werden.
    • „Die Arktis brennt“ auf spiegel.de vom 5. Juli 2019
      Am nördlichen Polarkreis wüten ungewöhnlich heftige Großfeuer auf enormen Flächen - und das schon seit Wochen. Allein im Juni bliesen die Brände 50 Megatonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre.
    • und zum gleichen Thema „Der andere arktische Klima-Teufelskreis“ auf spektrum.de vom 9. Juli 2019
      Tausende Quadratkilometer Torflandschaft brennen. Die Feuer gefährden auch den Permafrost - und könnten dadurch einen sich selbst verstärkenden Prozess in Gang setzen.

    Englischsprachige Meldungen

    Eine ausführliche und aufwändig aufbereitete Geschichte mit vielen Illustrationen und Diagrammen über auftauende Permafrostböden in Canada „BEYOND FROZEN“ in thestar.com vom 4. Juli 2019
    „In Nunavut, water and sewer pipes in the capital Iqaluit are cracking during the winter as the ground shifts – costing the city hundreds of thousands of dollars in repairs. In Nunavik, the northern third of Quebec, ponds and lakes are “browning” as thawing permafrost deposits organic matter into the water. In the west, cracks large enough to swallow a man have opened on the Alaska Highway in the Yukon. Great chunks of soil and ice are falling off coastline in the Northwest Territories and tumbling into the Beaufort Sea.“

    Das MetOffice (staatlicher meteorologischer Dienst in UK) hat einen neuen Bericht über die Wasseroberflächentemperaturen (sea surface temperature - SST) der Meere veröffentlicht und damit die Zahlen von 2011 aktualisiert. Dieser Bericht ist Anlass des Artikels „Analysis: Major update to ocean-heat record could shrink 1.5C carbon budget“ auf carbonbrief.org vom 27. Juni 2019 mit der Schlussfolgerung „Carbon Brief estimates that the revisions to the Hadley SST record would reduce the global “carbon budget” remaining to limit warming to 1.5C by between 24% and 33%, depending on how the budget is calculated. A smaller budget would mean humanity has fewer carbon emissions it can still emit before committing the world to 1.5C of global warming.“

    „Unser Haus brennt“ also und was tun wir - also was tun unsere Entscheider, unsere Politik? Nun, offenbar nicht viel, jdenfalls nichts über Symbolpolitik hinaus. Doch können sie im aktuellen System überhaupt (noch) etwas machen? „Missing Link: Kontrollverlust der liberalen Demokratien – Panik ist angebracht“ ein Artikel auf heise.de vom 7. Juli 2019 beschäftigt sich mit dieser Frage im Rahmen eines Gespräches mit Birgitta Jonsdottir – Politikerin, Poetin und Chefin des Icelandic Modern Media Institute – die 2016 als mögliche erste Präsidentin für die Partei der Piraten gehandelt wurde.

    Ich kann den Aufruf von letzer Woche nur wiederholen: Bitte unterschreibt die Petition „Ausrufung eines Klima-Notstandes innerhalb der nächsten drei Monate zum Erreichen einer effektiven Klimapolitik“ an den deutschen Bundestag (noch bis 27.7.2019 möglich).

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Freitag, 12.07.2019 in Klima, Medien

  • Wir sitzen im klimatisierten Reisebus auf der Autobahn …

    … während draußen die Hitze glüht. Dem Fahrer ist gerade der Schalthebel abgebrochen. Die ersten Reihen haben es gesehen und geben die Info an die anderen Plätze weiter. Dort glaubt man es nicht bzw. macht sich über den Alarmismus lustig …

    Was noch keiner weiß ist, dass das Bremssystem ebenfalls kaputt ist. Die einzige Möglichkeit wäre jetzt, den Bus kontrolliert an der Leitplanke abzubremsen, bevor alle in der nächsten Kurve zu spät merken werden, dass auch die Lenkung blockiert ist.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Sonntag, 07.07.2019 in Klima

  • Meldungen

    Es ist Freitag. In Weimar gibt es heute keine Fridays-For-Future-Demo. Deshalb statt dessen hier wieder Links zu Beiträgen, die mich diese Woche beschäftigt haben.

    Der in meiner Twitter-Timeline wohl am häufigsten geteilte Artikel kam von Telepolis: „Weltklima auf der Kippe“ vom 3.7.2019. Dieser Artikel fasst die aktuelle Besorgnislage zusammen. Am Beispiel des globalen Saatgut-Tresors auf Spitzbergen „Im ‚ewigen Eis‘ der arktischen Inselgruppe sollte die Saatgutvielfalt der Welt katastrophensicher über lange Zeiträume gelagert werden - um einen postapokalyptischen Neuanfang zu ermöglichen, wie Kritiker dieses Unterfangens scherzten. Doch nicht einmal zehn Jahre nach der Inbetriebnahme des Tresors ist dieser im Mai 2017 durch Schmelzwasser beschädigt worden.“ oder zum Thema „Alarmismus“ noch einmal die ein Hinweis, dass die bisherigen Prognosen zu optimistisch waren: „Wissenschaftler warnen inzwischen offen davor, dass der Menschheit noch fünf Jahre bleiben, um ‚sich vor dem Klimawandel zu retten‘. Der Klimawandel droht somit, außer Kontrolle zu geraten - jetzt und hier, nicht erst in ein paar Dekaden oder Jahren.“ und am Ende eine Art Handlungsaufforderung: „Es liegt folglich angesichts der aktuellen Entwicklungen offen auf der Hand, dass eben dieses blindwütig amoklaufende Kapitalverhältnis schnellstmöglich in Geschichte überführt werden muss, sollte die Menschheit mittelfristig noch eine Überlebenschance behalten.“.

    Weiterführende Links zum Thema Permafrost:
    Süddeutsche Zeitung: „Wie im Sommer 2090“ vom 17.06.2019
    spektrum.de „7000 Gasblasen wölben sich in Sibirien auf“ vom 23.03.2017
    The Guardian: „Scientists shocked by Arctic permafrost thawing 70 years sooner than predicted“ vom 18.06.2019

    Da das alles geografisch sehr weit weg ist, hier auch eine aktuell Meldungen „aus der Region“:
    Ostthüringer Zeitung: „Buchensterben in Thüringer Wäldern noch schlimmer als prophezeit“ vom 3.7.2019

    Die Natur lässt nicht mit sich verhandeln. Sie ist unempfänglich für Kompromisse. Wir sind es, die reagieren müssen. Im Moment gibt es noch eine Chance des Handelns. Wenn die Prognosen weiter so übertroffen werden, dann bleibt nur noch Reaktion im Krisenmodus. Deshalb jetzt die Herausvorderung annehmen und Maßnahmen zum Schutz des Klimas zur obersten Priorität erklären.

    Bitte unterschreibt die Petition „Ausrufung eines Klima-Notstandes innerhalb der nächsten drei Monate zum Erreichen einer effektiven Klimapolitik“ an den deutschen Bundestag (noch bis 27.7.2019 möglich).

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Freitag, 05.07.2019 in Klima

  • Wie es wird, wissen wir nicht

    Die FFF-Proteste und Forderungen legen nahe, dass es genau eine mögliche/notwendige Zukunft geben wird/muss. Die „ganze Welt“ stellt ihr Verhalten um und rettet in einer gemeinsamen Kraftanstrengung den Planeten.

    (Gedanken zum Gespräch Welzer/Jung, Jung & Naiv Folge 419)

    Daran zu glauben kommt mir dann doch eher religiös vor. Wahrscheinlicher ist, dass alles gleichzeitig passiert …

    • es gibt wunderbare ökologische Nischen, Vorzeigestädte, Landkreise, Regionen
    • parallel gibt es schreckliche Tagebau-/Bergbaugebiete mit schlimmster Naturausbeutung
    • es gibt offene Gesellschaften/Communities, die Menschen aller Ethnien, Geschlechter und sexueller Präferenzen integrieren
    • parallel gibt es streng separierte Gesellschaften, die aus religiösen oder irgendwie komischen weltanschaulichen Gründen nur ihresgleichen akzeptieren
    • es gibt Orte des Gemeinwohls, wo Räume, Dinge und Aktivitäten gemeinsam genutzt und geteilt werden
    • parallel gibt es die „private Burg“, den Massenkonsum, die Verschwendung.

    Alles gleichzeitig, alles parallel. Das ist keine schöne Vorstellung aber eine, die sich realistischer anfühlt, als die utopische, zuerst beschriebene der geretteten Welt.

    Das „Gleichzeitigkeits-Szenario“ birgt natürlich Anlass für Fragen/Sorgen. Zentral dabei: Wie gehen die verschiedenen Parallelwelten miteinander um? Man kann vermuten, dass in einer solchen Konstellation nicht von grundlegenden gemeinsamen Klimaschutzbemühungen ausgegangen werden kann. Das bedeutet, dass das 1,5°-Ziel nicht erreicht wird, damit die Rahmenbedingungen schonmal prinzipiell schwieriger werden. Es wird also tendenziell allen „schlechter“ gehen – oder eher: die Bedingungen werden für alle schlechter aber einige können das besser kompensieren (gated communities mit Klimaanlage, Versorgung durch Lieferdienste, Umzug in „angenehmere“ Gegenden). Wo sich die allgemeinen Rahmenbedingungen zuspitzen ist auch von einer steigenden Tendenz für Spannungen/Gewalt/Neid etc. auszugehen.

    Es wäre natürlich wünschenswert, dass die utopisch geprägten Gebiete eher größer ausfallen bzw. in der Mehrzahl sind und dass ihre Umsetzung eher früher als später passiert. (Das Projekt von ZEIT Online zu den Ergebnissen der Europawahl 2019 lässt da eher andere Mehrheitsverhältnisse sichtbar werden. | https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/europawahl-gemeinden-eu-mitgliedsstaaten-ergebnisse-analyse).

    Was bei diesen Betrachtungen gar nicht berücksichtigt ist, sind „unplanbare Katastrophen“, die „uns“ (Menschheit) ein Handeln aufzwingen (im besten Fall) oder zum Ertragen nötigen. Darunter würde ich fassen

    • Vulkanausbrüche / Erdbeben,
    • Atomkraftwerk macht schlapp (Tschernobyl/Fukushima 3.0),
    • Idioten fangen einen neuen sinnlosen Krieg an,
    • Pandemien.

    Solche Ereignisse sind nicht auszuschließen, vorbereiten kann man sich darauf eher weniger. Insofern ergibt es mehr Sinn, sich auf die Probleme vorzubereiten bzw. diese zu verhindern, die absehbar sind.

    Buchtipp: Margaret Atwood: Das Jahr der Flut - beschreibt eine „Welt der Gleichzeitigkeit“ ganz gut wie ich finde.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Mittwoch, 03.07.2019 in Klima

  • Meldungen

    Presseschau

    Seit 1977 haben die Temperaturen die Mittelwerte von 1951-1980 überstiegen. Menschen, die seit dem geboren wurden, lebten bereits ihr ganzes Leben in/mit dem Klimawandel.
    The Print: „Most of us were born into climate change — it’s the only world we’ve ever known“ 16.06.2019

    Focus online: „Gefährliche Kipp-Punkte: Das passiert, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel nicht einhalten“, 3.6.2019

    Hysterisch, apokalyptisch, voyeuristisch – Warnungen vor dem Klimawandel gelten oft als überzogen. Doch aktuelle Studien zeigen: Das Gegenteil trifft zu.
    t-online.de: „Die Wirklichkeit ist viel schlimmer als die Warnungen“, 22.06.2019

    Claudia Kemfert ist überzeugt, dass die Energiewende in Deutschland zu schaffen ist. Dafür müsste aber etwa der Ausstoß des Klimagases CO2 deutlich teurer werden.
    Augsburger Allgemeine: „Energie-Expertin Kemfert: ‚100 Prozent erneuerbar ist möglich‘“, 21.06.2019

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Montag, 24.06.2019 in Klima

  • Drei Meldungen

    Presseschau

  • Klimakrise betrifft auch meine Generation

    Immer mehr nervt mich das Gerede von „den Jugendlichen“, die „in der Zukunft“ ein Problem mit der Klimakrise haben werden, als ob es die die das aussprechen - um die 50jährige - nicht auch beträfe.

    Ich, geboren im Januar 1973, damit 46, kann also behaupten, nicht mehr zu „der Jugend“ zu gehören, bin älter als z.B. Christian Lindner (Jhg. 1979) oder Andreas Scheuer (Jhg. 1974) sowie wenige Wochen jünger als Julia Klöckner (Dez. 1972) … „Unser“ gemeinsamer Erlebenshorizont kann also durchaus als ähnlich angenommen werden.

    Exkurs 1 - Vergangenheit

    Mir sind Erzählungen meiner Großeltern (also ich minus zwei Generationen) präsent, die von einem stark bäuerlich geprägtem Leben hier in Mitteldeutschland handeln. Autos selten, Versorgung im wesentlichen durch Eigenanbau von Lebensmitteln mit eigener Tierhaltung. Reisen/Urlaub - eher unbekannt, wenn dann Bahnfahrt nach Hessen oder ganz exotisch eine Fahrradtour über die Alpen. Die Wohnungen/Bauernhäuser waren eher klein, Toilette als Plumpsklo übern Hof, mehrere Generationen im Haus. Einige dieser Verhältnisse kenne ich noch selbst von Sommerferien als Kind.
    Es ist also dazwischen passiert. Zwischen dem Leben meiner Großeltern und meinem Leben heute, innerhalb von 2 Generationen zu diesem konsumzentrierten, verbrauchsorientierten Überflussgesellschaft. Besser kann man - finde ich - die Hockeyschläger-Diagramme nicht verstehen. Seit dem Ende der DDR 1989 haben auch meine Familie und ich unseren Teil aktiv dazu beigetragen.

    Exkurs 2 - Zukunft

    „Mit 66 Jahren da fängt das Leben an“ sang Udo Jürgens, ein Schlager, um die Brücke von der Vergangenheit zur Zukunft zu schlagen. Kurz gerechnet: 2039 erreiche ich dieses Alter, AS ein Jahr später und CL ist 2045 dran. Im Wohlstandskapitalismus war (und ist es im Moment noch) der Zeitpunkt, wo es dann tatsächlich losgehen konnte - Arbeitsleben vorbei, jetzt die Flugreise nach China, Australien/Neuseeland, Ski fahren in Canada, Wohnmobiltour durch USA, immer wieder Griechenland, Kanaren, Kreuzfahrt vielleicht? Das ganze Jahr Urlaub – Sommer wie Winter. Daneben endlich die alte Küche renovieren, ein neues Auto, Wohnmobil, Flat-Screen-TV – und mit 77 Jahren ist noch lange nicht Schluss. Das ist das Wirtschaftswunder-Altersdasein, welches ohnehin nur für eine recht kleine Gruppe in Deutschland funktioniert(e) aber doch als Ziel-Maßstab zu gelten scheint - der Boom der Kreuzfahrten, diese auch für „Otto-Normalverbraucher“ erreichbar zu machen, zeigt dies. Ich gehe davon aus, dass eine solche Prognose für mich 2039 nicht mehr gelten wird (und nicht nur, weil ich das so nicht will).

    Zurück zum Ist-Stand.

    Die mir zugängliche aktuelle Berichterstattung deutet daraufhin, dass Deutschland mit der aktuellen Politik die Pariser Klimaziele einer 1,5°-Welt bis 2025 nicht erreichen wird [als Beispiel Stellungnahme für die öffentliche Anhörung zum Thema "Kohleausstieg" im Ausschuss für Wirtschaft und Energie des Deutschen Bundestages von Prof. Dr. Volker Quaschning, 15.05.2019]. Damit reden wir von ernsteren Prognosen schon weit vor 2100 und damit auch viel weiter in unserer eigenen Biografie. Wenn man die Berichte über neue wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre verfolgt, dann habe ich keine neue Studie gesehen, die Entwarnung gegeben hat. Tenor war immer „Oops, Arktiseis schmilz schneller als erwartet“, „Oh, jetzt doch auch mehr Methan als vermutet“, „Ihm, vielleicht waren die bisherigen Prognosen zu konservativ“. Vor diesem Hintergrund muss ich leider fürchten, dass 2100 schneller kommt, als gedacht. [als Beispiel: Independent: ‘High likelihood of human civilisation coming to end’ by 2050, report finds, 04.06.2019]

    Disclaimer 1: Ich schreibe das als weißer, männlicher Mensch im Mittelstand, also prinzipiell überprivilegiert. Das passt dann aber auch wieder zu CL und AS, die ich im gleichen Spektrum verorten würde.
    Disclaimer 2: Diesen Text würde ich eher als Fragment und nicht veröffentlichenbar ansehen. Aber ich bin kein Profischreiber und werde nicht dafür bezahlt. Wenn ich an diesen Gedanken ein paar Tage arbeite oder diese zeitbedingt auch mal länger liegen lassen muss, dann haben sie sich schon wieder durch aktuelle Ereignisse überholt. Mir ist also klar, dass an allen Ecken und Enden Begründungen und Argumente, Quellen und Fakten besser ausgebaut werden müssten. Dazu fehlt mir die Zeit. Als Stimmungsbild wird das rückblickend aber dennoch taugen.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Mittwoch, 05.06.2019 in Klima

  • Vor 27 Jahren

    sprach die 12jährige Severn Suzuki vor dem Klimagipfel in Rio.

    Ich war zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt und kann mich daran nicht erinnern. Vielleicht gab es 15 Sekunden in der Tagesschau, die haben mich aber damals nicht erreicht – offenbar auch niemand anderen. Bundesumweltminister war Klaus Töpfer, zwei Jahre später dann Angela Merkel. Das zu sehen bedrückt und zeigt auch, dass es meine Generation hätte sein können, die schon in den letzten 27 Jahren eine Änderung hätte bringen können – haben wir nicht. Severn Suzuki hat mit ihrem Engagement nicht aufgehört.

    26 Jahre danach, 2018, hat Greta Thunberg ihren Klimastreik begonnen und sprach auch vor dem Klimagipfel – diesmal in Katowice. Wie werden wir ihre Rede 27 Jahre danach (2045) ansehen? Ich werde es, 72jährig theoretisch erleben und mir diese Frage beantworten können.

    Hoffentlich habe ich und haben wir dann mehr getan als in den letzten 27 Jahren.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Mittwoch, 15.05.2019 in Klima

  • Realitätsschock

    Ich empfehle, dieses Video zu schauen. Es hat etwas von der roten Pille in Matrix.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Donnerstag, 09.05.2019 in Internet, Klima, Medien, Politik, Wirtschaft

  • Bericht zum Zustand der Artenvielfalt

    Die Menschheit schafft sich ab.

    Eine kleine Linkliste zum Stand des Themas im Mai 2019 aus Anlass des ersten globalen Berichtes zum Zustand der Artenvielfalt des Weltbiodiversitätsrates (IPBES)

    International:

    Filmtipp arte: Die Erdzerstörer

    Mit diesen Quellen kann niemand sagen, er/sie hätte nichts gewusst. Angesichts dieser erdrückenden und bedrückenden Fakten sollten Unterschriften bei Petitionen zum Klimanotstand keine Frage sein. Es sollte auch keine Frage sein, den persönlichen Klimanotstand zu erklären und jede eigene Handlung nach ihrer Klimaschädlichkeit zu beurteilen.

    Kommentar bei klimareporter.de

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Dienstag, 07.05.2019 in Garten, Klima, Wald

  • Wie klimaschädlich ist der Onlinehandel?

    „Der Vergleich ist schwierig, weil er von vielen individuellen Faktoren abhängt. Doch klar ist: Wer das Klima schonen will, sollte zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkaufen - oder beim Online-Shopping möglichst wenig zurückschicken.“

    Ein Artikel von Michael Kläsgen in der Süddeutschen Zeitung mit interessanten Gedanken und Zahlen. Online einkaufen ist nicht per se schlecht und lokal einkaufen muss nicht zwingend gut sein. Nachdenken über das eigene Handeln schadet in keinem Fall (gerne auch mal bei kaufnix.net vorbeischauen).

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Sonntag, 05.05.2019 in Klima, Wirtschaft

  • Geld

    Fünf Punkte, wie mit dem kapitalistischen Grundstoff Geld gegen den Klimawandel gearbeitet werden könnte.

    Ernährungswechsel, Plastikreduzierung, E-Mobilität sind öffentlichkeitswirksame Themen wenn es um die Einhaltung der Klimaziele des Pariser Abkommens geht. Ich möchte mit den folgenden Gedanken – am Vortag zum Tag der Arbeit – die Generation #parentsforfuture bzw. #grandparents forfuture ansprechen und den Blick auf das Geld lenken, welches nun einmal im real existierenden Kapitalismus die Grundlage allen wirtschaftlichen Handelns ist. Wenn von Politikern gemeint wird, „der Markt“ würde schon alles regeln, dann müssen wir als Marktteilnehmerïnnen unsere Möglichkeiten zur Beeinflussung des Marktes auch wahrnehmen.

    Entziehe Dein Geld der Finanzindustrie.
    Gib es zu Banken, die ethische Maßstäbe anlegen, die Dein Geld nicht in Rüstungsprojekte oder Raubbau an der Natur investieren. Bring Dein Geld zur GLS-Bank oder zur Ethikbank (es gibt noch weitere Alternativen). Zieh Dein Geld aus dem Aktienmarkt. Wenn ich die Liste der Dax30 anschaue habe ich nicht den Eindruck, dass es sich um Öko-Vorreiter handelt. Steck Dein Geld vielleicht in lokale Genossenschaften. Wirkung statt Rendite!

    Der Aufwand für diesen Punkt hängt vom Umfang Deiner Bankprodukte ab. Ein neues Bankkonto lässt sich gut parallel einrichten und wenn nach drei bis sechs Monaten alle Einzugsermächtigungen und Daueraufträge aktualisiert sind, kann das alte Konto gelöscht werden. Bei Produkten am Geldmarkt ist sicher etas mehr Zeit nötig, aber warum nicht jetzt darüber nachdenken und 2019 den Finanzwechsel beginnen.

    Gib Dein Geld an Energieversorger, die mit regenerativen Energiequellen arbeiten.
    Dieses Thema ist lange bekannt. Die Auswahl an Anbietern ist groß - wie sicher auch die Zahl derer, die bisher immernoch zu Faul waren, einfach zu wechseln. Geht zu echten Öko-Strom-Anbietern und Gasversorgern - nicht zu Mogelpackungen der Konzerne. Bringt euer Geld vielleicht zu lokalen Bürgerwerken (Thüringer Landstrom).

    Hier ist der Aufwand nun wirklich gering. Der neue Anbieter braucht Deine Adresse, die Zählernummer und den Kontakt zum alten Anbieter - der Rest geht automatisch und an der Steckdose oder dem Heizkörper merkst Du nichts. Es gibt also keinen Grund, diesen Punkt nicht sofort anzugehen. Kohleausstieg selber machen!

    Achte auf Dein Geld beim Einkauf.
    Das betrifft nicht nur Lebensmittel sondern alle Bereiche. Orientiere Dich auf regionale Produkte. Denk an kurze Produktions- und Lieferwege. Bestelle möglichst nicht online. Unterstütze lokale Herstellerïnnen und Händlerïnnen. Auch hier wieder ein Gedanke: Bring das Geld nicht zu den Konzernen und Ketten, sondern zu Produzentïnnen und Erzeugerïnnen, wo das Geld bei denen landet, die die Produkte herstellen.

    Hier liegt der Aufwand im stetigen informieren und nachdenken. Überlege ich jedoch, wie viele Tage und Wochen manche Leute über Prospekten und Testberichten sitzen, um ein neues Handy, einen neuen Fernseher, ein neues Auto auszuuchen, so muss dieser Aufwand nur neu justiert werden und wir reden nicht über einen extra Aufwand. Hat man einmal sein Netzwerk aus Anbieterïnnen gefunden und seinen „Warenkorb“ von Produkten, dann sehe ich hier sogar eine Erleichterung. Wir müssen uns davon trennen, immer den neuesten Scheiß von irgendwoher haben zu wollen. Auch weniger zu kaufen und dafür haltbare und reparierbare Produkte erleichert den permanenten Auswahlstress.

    Kompensiere Deinen CO2-Ausstoß.
    Der durchschittliche CO2-Ausstoß in Deutschland liegt deutlisch über 10 Tonnen pro Jahr und Person. atmosfair als eine Plattform zur CO2-Kompensation berechnet eie Tonne mit 23 Euro. 10 Tonnen, 2 Personen entsprächen also 460 Euro an Kosten. Wenn Du diese Summe zum Beispiel in Aufforstungsprojekte investierst, ist das eine Investition in die Zukunft, denn son ein Wald braucht ja auch einige Zeit zum Wachsen, um die entsprechende Wirkung dann zu entfalten. Parallel wird ja auch immer weiter großflächig Regenwald zerstört.

    Der Aufwand ist hier überschaubar. Kompensationsplattform wählen oder Projekt (z.b. plant for the planet) und Geld überweisen. Zum Hintergrund empfehle ich die Podcast-Folge „Klimaneutralität“ aus dem Podcast „Forschergeist“ mit Franz Josef Radermacher.

    Bisher ging es ums Geld ausgeben. Als Freiberufler und Selbstständiger habe ich aber auch Kontrolle und eine Verantwortung auf der Seite des Geld einnehmens.

    Achte darauf, von wem Du Geld annimmst.
    Ich kann meine Auftraggeber danach aussuchen, in welchen Branchen sie arbeiten und womit diese ihr Geld verdienen. Würde ich einen Geschäftsbericht für RWE setzen – eher nicht. Eine Website für einen Landwirtschaftsbetrieb mit Massentierhaltung – wohl kaum. Wahlplakate für Nazis - Nein. Sicher, wenn ich es nicht mache, macht es jemand anders. Aber vielleicht setzt sich diese Haltung durch.

    Hier geht es weniger um Aufwand als um Haltung. Man kann Auftraggeber informieren und beraten, Drucksachen klimaneutral herstellen lassen (auch hier wieder Kompensation), Drucksachen papiersparend und ohne Zusatzlack und auf Recyclingpapier produzieren und so weiter.

    In gewisser Weite kann ich C. Lindner dankbar für das Hashtag #MondaysForEconomy (Link zu Twitter). Ja, wir müssen über Geld reden - und wenn alle sich Montags eine halbe Stunde Zeit nehmen um an den genannten Punkten zu arbeiten und den Markt ändern, dann wird sich auch etwas ändern. 

    P.S. Ich habe bewusst keine Anbieter verlinkt. Diese können einfach per Suchmaschine gefunden werden. Die Beispiellisten sind sowieso unvollständig. Eure Alternativvorschläge gerne in die Kommentare.

    P.P.S. Ich schließe mich absolut in o.g. Forderungen mit ein. Sie sind vielmehr sogar eine Zielstellung für eigenes Handeln.

    P.P.P.S. Auch hier gilt wieder: Das sind individuelle Maßnahmen so wie Stom sparen, nicht fliegen etc. Die sind wichtig aber wirklich wichtig ist, dass die Politik im Großen umsteuert. Deshalb weiter auf die Straße. Unterstützt #FridaysForFuture. Zeichnet Petitionen. #ActNow.

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Dienstag, 30.04.2019 in Geld, Klima, Wirtschaft

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