Mehr Spaß am Wandel
"Alles wird schlechter", so hat man nach der Presse der letzten Tage und Wochen den Eindruck. Man darf nicht mehr Auto fahren, fliegen schon gar nicht, am besten sitzt man zu Hause im Dunkeln, um Strom zu sparen, etc.
Ich finde, es wird zu wenig die Freude an der Veränderung hervorgehoben. Sicherlich geht es um langwierige und anstrengende Aufgaben. Aber die Veränderungen bringen doch neue Erfahrungen, neue Erlebnisse. Es ist doch toll, wenn das Essen wieder schmeckt, es hat doch wieder eine existentielle Dimension, wenn man mit dem Fahrrad zum Einkauufen fährt und den vollen Rucksack nach Hause buckelt. Dann überlegt man doch genauer, was man kauft, dann wird doch am Ende weniger weg geschmissen, dann schätzt man doch die Sachen viel mehr – und das gibt doch auch Befriedigung. Ich vergleiche das mal mit dem Rauchen aufhören. Auch das ist immer so eine Problem-Diskusssion. Was verliert man da nicht immer an Lebensqualität, wenn die "Zigarette danach" nicht mehr geht, wenn man sich nach dem Essen nicht mehr "gemütlich" vollqualmnen kann. Ich habe vor Jahren nach Allen Carrs Methode aufgehört. Er hat die Freude am Gewinn neuer Lebensqualität in den Vordergrund gestellt. Nicht, dass was man scheinbar verliert, war das Wichtigste, sondern die frische Luft, der wiedergewonnene Geruchssinn, neue Geschmäcker, mehr Bewegungsfreiheit, Spaß am Sport, usw. Also, wir wollen doch nicht zurück ins Mittelalter, nur weil keine Atomkraftwerke mehr unseren Strom produzieren, sondern es geht vorwärts! Und das neue ist nicht schlechter, sondern mit Sicherheit besser.
veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Sonntag, 25.02.2007