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  • G+ macht blöd

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Freitag, 26.08.2011

    so schlimm ist es nun auch wieder nicht

    Von Peter bekam ich den Link zur »Konferenz zukünftiges Internet« wovon ich mir bisher den ERÖFFNUNGSVORTRAG von PROF. DR. JÜRGEN MITTELSTRAS ansah. „Alles wird irgendwie gleich“ ist ein Satz, der irgendwo um Minute Sieben fällt. – Ja das ist eine Sache, die mir auch bei G+, Facebook & Co. Sorgen macht. Es macht alles so einfach, aber es ist eben auch alles ein Einheitsbrei. Es macht gar keinen Spaß mehr, etwas zu lesen. (Das gilt übrigens auch für die RSS-Feeds) - echt Scheiße. Ich habe das Gefühl, ganz viel an mir vorbeigleiten zu sehen, mehr Information je Minute, aber ich kann immer weniger wirklich aufnehmen. Manche Informationen wären es dabei wert oder wichtig. Beim Surfen durch Websites, haben sich Inhalte mit ›Orten‹ verbunden, ich hatte z.B. also ein Farbschema im Kopf als Merkpunkt zu einem Gedanken, vielleicht ein bestimmtes Layout, eine Schrift, bestimmte Fotos oder Illustrationen. In G+ oder im Feed ist das nicht der Fall. Gestaltung wird gebraucht. Es muss nicht professionell sein. Gute private Websites können auch komisch aussehen, wenn es der Inhalt bringt.

    Ein positives Gegenbeispiel: das neue Björk-Album. So etwas muss unterstützt werden. Ich bin kein Björk-Fan. Die Musik mag ich nicht besonders. Aber was da an spielerischem Universum geschaffen wurde, das regt an. Wir brauchen viel mehr Individualität auf Websites, mehr künstlerische Ansätze, nicht die Vereinheitlichung auf immer gleiche Navigationsprinzipien, zusammengesammelter Inhalt. Letztendlich muss begrüßt werden, wenn man mal noch gewzungen wird nachzudenken, wo der nächte Klick hinführt, statt diese totoptimierten Seiten, mit 1-Click-Bestellungen.

    Ich haben einen Widerstreit in mir zwischen der Verführung durch die einfachen Angebote - eben wie Google+ - es ist einfach Klasse und besonders habe ich das gemerkt, als ich mich das erste Mal an einem fremden Rechner eingeloggt habe. Es ist wahr: der Cloud-Computer ist nicht mehr fern. Ich habe alles, was ich brauche im Browser: Datenablage, E-Mail, Chat, Termine, etc. Für das normaler Allerlei brauche ich gar kein externes Programm mehr zu starten - Google bietet alles unter einem Dach. Auf der anderen Seite - und ich habe das bereits früher schon ausgeführt - muss ich es mir schwer machen. Wir dürfen die Techniken nicht verlernen. Wir müssen den Urschleim beherrschen: HTML, C++, PHP, egal, was. Wir sitzen sonst in nicht allzuferner Zukunft vor Kisten, die wir nicht mehr bedienen können, wenn der Diensteanbieter uns nicht lässt. Wir sind dann im Internet zu Hause, sind aber Analphabeten, was diese Technik angeht - und da nehme ich mich in einigen Punkten gar nicht aus.

    Für die aktuelle Art der Inhalteerzeugung braucht niemand Photoshop, Illustrator, etc. Das iPhone knipst, Instagram hübscht auf, und alles landet im fertigen Template via Wordpress etc. Letzte Woche kamen die bestellten Bücher von Otto Neurath bei uns an. »The language of the Global Polis« und »From hieroglyphs to Isotype«. Da habe ich Respekt. Hier wurden Grafiken, Illustrationen von einer Komplexität, Klarheit und Schönheit geschaffen, die heute selten sind, obwohl die technischen Möglichkeiten so viel gigantischer sind. Auch hier kann man es sich natürlich nicht so einfach machen. Schließlich ging es ja hier um Anfänge der Standardisierung, Vereinfachung, Iconifizierung, wobei wir heute die Ergebnisse dieser Entwicklung sehen (FF Dingbats 2.0). Es ist natürlich nicht alles grau. Es gibt tolle Websites, tolle Illustrationen und Infografiken, Leute, die tolle Werkzeuge entwickeln, wo ich einfach nur den Hut ziehen muss. Aber es gibt eben auch die Tendenz zur Verblödung.

    Noch ein paar Links:

in anderen Netzen …