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  • Autofrei

    veröffentlicht: Martin Kohlhaas, Dienstag, 02.04.2019 in Klima, Mobilität

    In meinem Geburtsjahr 1973 gab es wegen der Ölkrise in Westdeutschland staatlich verordnete autofreie Sonntage*. Wäre es jetzt – wegen der Klimakrise – nicht an der Zeit, diese wieder zu beleben?

    Goetheplatz Weimar am 6. Februar 2019 - fast autofrei, Bild: Martin Kohlhaas
    Goetheplatz Weimar am 6. Februar 2019 - fast autofrei, Bild: Martin Kohlhaas

    Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Zusammenkommens der Deutschen Nationalversammlung in Weimar am 6. Februar 2019 waren weite Teile der Innenstadt abgeriegelt. Viele Bekannte haben das als wohltuende Ruhe empfunden.

    Was spricht für zeitlich (und räumlich) begrenzte Fahrverbote?

    1. Gewohnheitsmäßige Autofahrende werden für einen Tag gezwungen, diese Gewohnheit zu verlassen. Sonntag mal nicht die zwei oder vier Kilometer zum Backshop und zurück. Das gibt sicher zu denken. Eventuell nehmen dann einige mal das Rad und nehmen diese Abwechslung auch positiv wahr. Dennoch würde dieser Punkt wieder die „Verzicht-Diskussion“ befeuern.
    2. Eine autofreie Zeit könnte neue Perspektiven und Möglichkeiten aufzeigen. Passt das Wetter, werden vermutlich Leute mit Rollerskates und Skateboards durch die Straßen fahren, andere Fuß- oder Federball spielen, eventuell sogar Picknick machen. Diese Situationen sind in Weimar nicht ganz unbekannt. Während der Genius-Loci-Wochenenden sind immer wieder Straßen und Plätze autofrei. Am beeindruckendsten fand ich (2018?) die Wirkung der (auto)-leeren Steubenstraße, die damit ausnahmsweise auch mal zum Verweilen einlud.
      Gefunden aber nicht selbst miterlebt habe ich noch die Inliner-Nacht am 19.09.2008, bei der die Straßen rund um den Weimarhallenpark am Abend für Autos gesperrt waren.

    Ein großer Teil der Verkehrsflächen ist für Menschen in der Stadt nicht nutzbar bzw. wird auch als gefährlich wahrgenommen. (Siehe Illustration von Karl Jilg bei utopia.de) Man hetzt über Ampeln (weil die Grünphasen zu kurz sind), ein gemütliches Sitzen im Café am Stadtring ist undenkbar (deshalb gibts da auch keine). Autofreie Zeiten/Zonen geben diese Flächen den Menschen zurück und ermöglichen vielfältigere Nutzungen.

    * Laut Wikipedia fanden tatsächlich nur drei echt autofreie Sonntage statt.

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